Das Gute am Familienstellen

Wird Familienstellen irgendwann langweilig?

Das Familienstellen begleitet mich jetzt schon mehr als 20 Jahre. Manchmal werde ich gefragt: Wird dir das nach so einer langen Zeit nicht langweilig? Ist es nicht immer wieder das Gleiche?

Du kennst das sicher von Beschäftigungen, dass sie nach einiger Zeit sich wiederholen und dadurch auch irgendwie überholen. Aber so geht es mir mit dem Aufstellen nicht. Im Gegenteil, es ist immer wieder frisch und neu, bleibt aufregend; ich weiss vorher nie, was passieren wird, und das ist auch immer wieder eine Herausforderung.

Und es wurde über die Jahre immer tiefer von der Erfahrung her.

Und so ist es auch für diejenigen, die öfter als Stellvertreter kommen: Sie bekommen ein tieferes Verständnis für schicksalhafte Dynamiken und einen umfassenderen Einblick in menschliches Erleben, in Motivationen und natürlich: in Verstrickungen.

Und es wird dann auch deutlich, dass menschliche Verhaltensweisen, so fremdartig und überzogen sie uns vielleicht zunächst vorkommen mögen, im Grunde immer nachvollziehbar bleiben, ja uns sogar Aspekte unserer selbst spiegeln!

Jeder von uns hat einen kleinen Adolf Hitler in sich; einen, der sich zu kurz gekommen fühlt und ganze Kriege anzetteln muss, um Beachtung zu finden und seinen Selbstwert auszugleichen. Wenn wir genau in uns forschen, dann finden wir diesen kleinen Wüterich, der nur verbrannte Erde hinter sich lässt. (Falls du ihn nicht finden solltest, kannst du davon ausgehen, dass er sich gut versteckt hat.)

Ich bin auch nach zwanzig Jahren immer noch überrascht von den Verkleidungen der Liebe. Sie zeigt sich hinter den abstrusesten Masken: In Hass, Missgunst, Eifersucht, Gier, Gefühlskälte, Grausamkeit, blinder Wut, Abwertung, Intoleranz und und und…

Wenn diese Verkleidungen in den Aufstellungen durchscheinend werden, wenn ihr Hintergrund, ihre Funktion deutlich werden, dann bricht die aufgestaute Liebe sich wieder Bahn, das was verhärtet war schmilzt dahin und macht zunächst einer hohen Emotionalität Platz, einem Schmerz, der heilend ist, bereits getragen von dieser Liebe.

Es ist ganz natürlich, dass wir versucht haben, diesen Schmerz zu vermeiden; dass wir unangenehme Gefühle in einer Ecke parken wollten, wo sie nicht gespürt werden. Sie bleiben aber als Unterschwingung in all unseren Lebenssituationen und lassen uns an uns selbst leiden.

Dieses Leid kann schließlich als Motivation dienen, sich dem Schmerz endlich stellen zu wollen. Denn wir spüren, dass wir nur so zu einem erfüllten glücklichen Leben kommen können. Wir wissen, dass diese Liebe das ist, was wir wirklich wollen, auch wenn wir dafür diesen Schmerz konfrontieren müssen.

Und wenn am Ende diese Wellen der Emotionalität zur Ruhe kommen, dann bleibt da nur noch das Gefühl, dass es so alles in Ordnung ist, wie es war und ist. Dass selbst der Hass, die Grausamkeit, die Gefühlskälte sich gelohnt haben auszuhalten, denn am Ende betonen sie nur mehr die Intensität der Liebe, die übrig bleibt.

So können wir schließlich das Vergangene hinter uns lassen und uns dem zuwenden, was gerade ist: dem ganz alltäglichen Leben mit seinen Anforderungen, nicht immer einfach, aber immer so, dass es nicht überfordert, aber auch nicht langweilig wird.

Das was überfordert, weist uns immer wieder darauf hin, dass etwas Vergangenes noch nicht gelöst, noch nicht angeschaut und verdaut ist. Denn das Leben ist im Grunde freundlich.

Wer übrigens das Aufstellen, das Familienstellen als Berufung spürt, kann ab Juni 2018 in unserer Weiterbildung „Familienstellen aus der erwachten Perspektive“ die nötigen Kompetenzen erwerben, um diese Berufung umzusetzen.

Neue Ausbildung Familienstellen 2020

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