Systemische Einzeltherapie – wie geht das?
Viele empfinden eine Aufstellung in der Gruppe als ungeschützt. Und es fällt ihnen zunächst einmal leichter, sich einem einzelnen Menschen im Zweiersetting, also in einer Therapiesitzung systemische Einzeltherapie, zu öffnen.
Wie läuft so eine Therapiesitzung ab?
Wir klären zunächst einmal im Gespräch dein Anliegen: Um was geht es, was ist das aktuelle Problem? Gleichzeitig beleuchten wir verschiedene Fragen, die für die weitere Arbeit wichtig sind: Wie weit bist du mit dir verbunden, bist du „bei dir“? Oder nur in deinem Kopf? Wie gut bist du mit deinem inneren Kind verbunden: Ist es gut versorgt oder alleine gelassen? Was ist dein Entwicklungspotenzial und was steht ihm entgegen und verhindert seine Entfaltung?
Was wirkt aus dem Familiensystem?
Gemeinsam schauen wir dann auf die Ereignisse im Familiensystem. Auf all das, was eine Auswirkung darauf hat, wie weit Mutter oder Vater als Unterstützung zur Verfügung standen. Diese primären Beziehungen haben einen Einfluß auf das gesamte spätere Leben und Erleben. In vielen Fällen sind die Eltern durch Ereignisse im Familiensystem geschwächt. Und du als Kind wurdest verstrickt in eine Dynamik, die sich wie eine Doppelbelichtung über die Ereignisse deines aktuellen heutigen Lebens legt.
(Dieser Vorgang ist unbewußt und führt zu vielen Erschwernissen im Leben. Dem Gefühl von Überforderung. Fremdsein, nicht verwurzelt, seinen Aufgaben nicht gewachsen sein. Zu schwierigen Beziehungen, Streit, Trennungen. Aber auch zu Krankheiten oder zu beruflichem Scheitern.)
Systemische Einzeltherapie: Verstrickungen auflösen
Wir schauen also wie gesagt, was es im Familiensystem an Ereignissen gibt. Ereignisse heißt hier, es geht um früh Verstorbene, Angehörige und Vorfahren mit schweren Schicksalen, Ereignisse im Krieg wie Tod, Heimatverlust, Gefangenschaft, Mißbrauch – Ereignisse, die ein Familiensystem oder Teile davon erschüttern und durcheinander bringen können.
Die unbewußten Bindungen an diese vergangenen Ereignisse, die sogenannten „Verstrickungen“, werden ans Licht gebracht (bewußt gemacht). In der inneren Aufstellung besuchen wir die wichtigen Personen, die in Verbindung mit deinem Anliegen stehen. Wir klären die Beziehungen zu ihnen und auch deren Beziehungen untereinander. Die dazu gehörigen Gefühle kommen wieder in den Fluß, und die Seele bekommt quasi eine neue Ausrichtung: eine Ausrichtung aufs Eigene, unverstrickt, frei.
Soll ich doch noch eine Familienaufstellung machen?
In den meisten Fällen ist es ratsam, später eine Aufstellung mit Stellvertretern in der Gruppe durchzuführen. Hat man aber durch die systemische Einzeltherapie erst einmal die Erfahrung gemacht, wie viel Kraft und Vertrauen die Aufstellungen einem bringen, ist der Schritt auf einmal nicht mehr so schwierig. Meist wird die Gruppe nicht mehr als Hinderung erlebt, sondern als zusätzliche Unterstützung und Ermächtigung: Ich darf so sein wie ich bin, und ich bin so in Ordnung. Meine Schwierigkeiten haben nur bedingt mit mir zu tun, und ich darf sie zurück lassen.