Mutter beim Familienstellen

Die Mutter aus der Sicht des geistigen Familienstellens

Was ist „Mutter“? Zunächst einmal eine biologische Funktion. Die Weitergabe des Lebens erfolgt über Mütter. Dazu gehören natürlich auch die Väter, sie sind für die Funktion auch maßgeblich, doch von der Psychologie her haben sie etwas mehr Abstand, ihre Beteiligung erfolgt mehr im Verborgenen. Die Mutter wirkt viel direkter, körperlicher, nährender und in den ersten Monaten (intrauterin) besonders subtil und auf besondere Weise die Entwicklung bestimmend.

Wir dürfen eine Frau aber nicht auf dieses Mutter-Sein reduzieren, auch wenn sie Kinder geboren hat. Diese Aussage ist gerichtet an all die Kinder, die in ihrer Mutter nur die Mutter sehen können und nicht das menschliche Wesen, das nach Entwicklung strebt und sein Lebensziel verwirklichen möchte. Mütter haben in ihrer spirituellen Entwicklung besonderen Zugang zu den Funktionen des Lebens und besondere Einsichten in das Wesen zwischenmenschlicher Transaktionen. Das geht über die sogenannte „Mutterliebe“ hinaus, gibt ihr ihren besonderen Stellenwert und transzendiert sie aber gleichzeitig. 

Wie gehen wir nun als Kinder mit diesen Müttern um? 

Bei vielen Menschen bleibt eine unerfüllte Sehnsucht nach Geborgenheit, bis hin zu einem heißen Wunsch nach Verschmelzung, und bestimmt den weiteren Verlauf des Lebens. Für diese Menschen bleiben kindliche Vorstellungen bestehen, oft suchen sie Erlösung im Rausch, in sexueller Ekstase, in Ablenkungen und Abenteuer, oder auch in Abstumpfung und Verblödung. Sie bleiben unselbständig wie Kinder, scheitern in ihren Partnerbeziehungen, bekommen ihr Leben nicht richtig auf die Reihe. Am Ende sind sie verbittert und hadern mit ihrem Schicksal. Sie haben keine Möglichkeiten, ihr Kind-Sein zurück zu lassen und erwachsen zu werden.

Andere, die vielleicht mehr Glück haben, können ihre Mutter in deren Entwicklung wahrnehmen, sie in ihrem Mutter-Sein, aber auch in ihrer Entwicklung als Mensch, in der Begrenztheit ihrer Möglichkeiten und ihrem Bemühen, Dasein zu meistern, würdigen. Sie können quasi aus ihrem Kind-Sein heraustreten und einen übergeordneten Standpunkt einnehmen. (Dies ist übrigens der neutrale Blick, den wir in unseren Seminaren unseren Schülern zu vermitteln suchen.) Denn über diese Würdigung der Mutter wird auch die Loslösung möglich. Wenn das Kind die Mutter als Mensch würdigen kann, mit all seinen Aspekten, die viel mehr sind als nur Mutter-Sein, dann kann es auch sich selbst als diesen Menschen erkennen, der in der Form begrenzt ist, jedoch als Träger des Geistes in keinster Weise beschränkt und frei. Frei auch vom Kind-Sein, von Abhängigkeiten, von Trivialitäten. Leben wird lebbar als Transaktion, als eine Entwicklung in Ordnungen, die ihm Grenzen vorgeben.

Unbegrenzt bleibt jedoch das Gemeinsame von Mutter, Kind und auch Vater: Der Weg des Menschen als biologischer Organismus von der Zeugung bis zum Tod. Bleibt es nur dabei, bleibt der Mensch letztendlich gefangen und unglücklich, falls er sich nicht genügend ablenken kann.  Und das Zweite ist der Weg als geistiges Wesen in der Bewegung innerhalb der Ordnungen, in der Einsicht in die Begrenzungen, die sie setzen, und der Möglichkeiten der Selbsterkenntnis und -entwicklung, die sie bieten. Das Leben verliert auf diesem Weg seine Widerstände, es wird leichter und folgt dem Fluß. Individualität tritt zurück, das große Bild wird sichtbar. Und die individuelle Ausprägung wie Fähigkeiten und Talente wird genutzt, um etwas Sinnvolles beizutragen zum Gemeinsamen.

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