Wenn das innere Kind Stress macht

Das innere Kind kann ganz schön stressig sein!

Manchmal höre ich Leute etwas sagen wie: „Oh mein inneres Kind, das würde ich gerne los werden! Es passt mir gar nicht in den Kram! Es schiesst mir immer wieder in meinen Lebenssituationen dazwischen, schiesst quer und hat Riesenbedürfnisse und überschwemmt mich, und dann kann ich überhaupt nicht mehr als Erwachsener reagieren. Ich bin verletzt oder verwirrt oder supertraurig. Wie werde ich es nur los?“

Es klebt wie Pech

Was man dazu generell sagen kann ist zuerst mal: Wenn man es los werden will, behält man es garantiert! Alles was du los werden willst, klebt an dir wie Pech an der armen Seele.

Der Weg zur Lösung ist, das innere Kind anzunehmen, so wie es ist, mit seiner ganzen Unmässigkeit, der verschlingenden Verzweiflung, dem überschwemmenden Gefühlsmischmasch. Das alles ganz zu sich zu holen, macht es überhaupt erst möglich, dass es sich er-lösen kann. Erst wenn ich ein Mitgefühl für mich als der oder die Kleine entwickele, ist eine Lösung möglich. Dann kann das innere Kind sein störendes Dazwischenfunken auch lassen.

In diesem ganzen Spiel geht es darum, immer besser unterscheiden zu lernen zwischen dem, wo das Kind verletzt wurde und was noch an Gefühlen von diesem Verletztsein als Kind auftaucht, und andererseits dem, was ich heute als Erwachsener an Situationen habe, auf die ich angemessen reagieren sollte. Allein schon durch diese Unterscheidung bekommt man wieder Boden unter die Füsse.

Get in to get out

Zu sagen: „Ich will mein inneres Kind los werden“ ist so ähnlich wie wenn man sagt: „Ich will meine Mutter endlich innerlich loswerden!“ oder: „Ich will, dass mich meine Mutter endlich gehen lässt!“ Wenn man nicht ganz zur Mutter hingegangen ist, kann man nicht loskommen davon. Wenn nicht alle Gefühle von Mangel, Nicht-Gesehen-Sein, Gewalt, Missbrauch usw. gefühlt sind, bleibt man gefangen.

Also man muss hingehen, um weggehen zu können. „You got to get in to get out“, wie es in dem Lied von Genesis heisst. Und ohne das geht es nicht, das ist eine Illusion. Da können wir uns abstrampeln wie wir wollen, und schleppen es Jahrzehnte mit uns herum.

Es gibt keine Perfektion, bzw. alles was existiert, ist perfekt

Die Lösung ist annehmen, so wie es ist. Mit dem ganzen Unvollkommenen. Die ganze Unvollkommenheit unserer Eltern hat uns heute hier hin gebracht. Diese Verwicklung hat uns uns ent-wickeln lassen. Das was sich nicht gut angefühlt hat, was uns überfordert hat, uns herausgefordert hat, das hat uns auch stark gemacht.

Es geht auch darum, dies anzuerkennen. Hier einen Erwachsenen-Standpunkt einzunehmen und zu schauen: Ja, das habe ich nicht gekriegt als Kind. Das hat gefehlt, da waren meine Eltern verstrickt. Da ist mir Gewalt angetan worden, da bin ich nicht gesehen worden usw.

Und es sind immer noch diese Gefühle von damals aktiv. Und diese als die Gefühle von damals zu unterscheiden, zu sehen: da werden alte Gefühle getriggert, die verhindern, dass mit der neuen Situation adequat umgegangen wird – das unterscheiden zu lernen ist die Lösung. Immer besser unterscheiden können zwischen damals und jetzt macht uns frei zu wählen, wie wir reagieren wollen.

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