Übung: Hinbewegung zur Mutter

Das Leben wollte mich auf besondere Weise

Das Leben wollte mich auf besondere Weise

Mutter und Vater lieben, was heisst das eigentlich? Es bedeutet für mein Dafürhalten etwas völlig anderes als wir uns landläufig darunter vorstellen. 

Elternliebe

Mutter und Vater lieben heisst nicht, dass wir unseren Eltern mit besonderen Gefühlen auf eine ausgewählt liebevolle Weise begegnen. Es bedeutet umgekehrt auch nicht, dass unsere Eltern sich auf eine intensive Weise uns zuwenden und uns lieben. Uns jeden Wunsch erfüllen und uns alles Recht machen. Fakt ist, unsere Eltern enttäuschen uns und umgekehrt, unsere Eltern sind von uns – auf eine gesunde Weise – enttäuscht.

Die Grenzen der Elternliebe

Als Kind werden wir als ein hilfloses Wesen geboren. Wir brauchen die Unterstützung und Pflege unserer Eltern, um zu überleben. Unsere Eltern, respektive die Mama ist alles. Innerlich vergöttern wir unsere Eltern. Und wir geben uns ganz an unsere Eltern, an erster Stelle an die Mutter hin. Mit der Zeit, wenn wir etwas älter werden, beginnen sich unsere Eltern ihren eigenen Bedürfnissen zuzuwenden. Wir werden enttäuscht. Beziehungsweise sie müssen uns enttäuschen. Wir beginnen mit der Zeit zu erkennen, dass unsere Eltern auch mit Fehlern ausgestattet sind. Oft beziehen wir diese „Fehler“ auf uns selbst, und beginnen uns als nicht liebenswert zu betrachten. Denn ansonsten würden unsere Eltern ja weiterhin unsere Wünsche erfüllen. Wir beginnen uns als fehlerhafte Menschen zu sehen, die im Grunde nicht wirklich in Ordnung sind.

Verwirrung in der Elternliebe

Unsere Eltern projizieren oft ihre nicht gelebten Wünsche auf uns. Sie wünschen sich, dass wir diese Dinge für sie erledigen. Das können wir nicht, denn wir sind unsere Eltern und trotzdem von diesen unterschieden. Die Unterschiedlichkeit lässt uns dann uns von unseren Eltern abwenden und eigene Lebensziele verfolgen. Häufig fühlen wir uns dann frei, aber schuldig.

Die Liebe zwischen Eltern und Kindern und umgekehrt ist mit persönlichen, kulturellen, religiösen und moralischen Erwartungen überfrachtet. Diese Vorstellungen sind unbewusst. Sie erlauben nicht, in einen offenen, tieferen und wesentlichen Dialog mit dem Leben einzusteigen. Sie schreiben unser Verhalten oft auf eine starre, moralische Weise fest. Sie ermutigen uns meist nicht, dass wir, wenn wir erwachsen sind, unser eigenes Leben gemäss eigener Wertvorstellungen leben. Diese Vorstellungen, wie wir zu sein hätten, machen uns unfrei und halten uns gefangen. Auf unbewusste Weise wiederholen wir das, was unsere Eltern unbewusst von ihren Eltern übernommen haben.

Wir wagen nicht zu fragen, was unser Lebenssinn und Lebensglück ist. Wir wagen nicht zu fragen, was uns wirklich zufrieden und glücklich machen könnte. Und ebenfalls nicht zu fragen, warum wir hier sind und was das Leben von uns wirklich will. Meist unterdrücken wir diese Fragen, so wie unsere Eltern sie bei sich auch schon nicht zugelassen haben.

Dankbarkeit

In einer grundsätzlichen und neuen Betrachtungsweise Mutter und Vater zu lieben bedeutet: Danke zu sagen, danke, dass ihr mich in dieses Leben gebracht habt, danke, dass ihr mich versorgt und großgezogen habt. Ein einfaches Danke genügt. Ich danke Dir liebe Mama, lieber Papa, für dieses Leben und nehme es zu dem Preis, den es mich kostet. Ich entlasse Euch aus meinen Vorstellungen und Forderungen, wie es hätte sein können. Es war genau richtig so, wie es war. Bitte entlasst mich aus euren Vorstellungen. Ihr habt alles gegeben, und wenn ihr mich vielleicht auch nur geboren habt, war es genug. Eure Aufgabe ist erfüllt. Ihr habt es gut gemacht und dafür danke ich Euch.

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