Glossar

Wir erklären auf dieser Seite einige wichtige Begriffe, die beim Familienstellen immer wieder auftauchen:

Erwachte Perspektive
Verstrickung
Ordnungen der Liebe
Sippengewissen
Nachfolge
Aufstellung/Familienaufstellung
Zugehörigkeit
Morphogenetisches Feld
Dreierlei Gewissen

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Ordnungen der Liebe

Beim Familienstellen wird oft von „Ordnungen“ gesprochen oder von „Ordnungen der Liebe“. Was ist damit gemeint? 

Unser Leben verläuft geordnet, nach bestimmten Regeln. Da gibt es auf der physischen Ebene die Naturgesetze: Regeln, nach denen bestimmte Dinge in der „grobstofflichen“ Welt ablaufen. Wenn der Apfel reif ist, fällt er nach unten, nicht nach oben. (Zumindest war das bisher immer so.) 

Doch auch unser menschliches Zusammenleben ist durch Ordnungen geregelt. Da gibt es Gesetze, um ein gutes soziales Miteinander zu ermöglichen. Darüber hinaus gibt es jedoch noch etwas anderes, die „Ordnungen der Liebe“, die unser Zusammenleben auf einer tieferen Ebene regeln. Diese Ordnungen sorgen dafür, daß jeder den ihm gemäßen Platz einnimmt. 

Einerseits sorgt diese Ordnung, das sogenannte —> Sippengewissen dafür, daß jeder den ihm gemässen Platz einnehmen darf, andererseits auch, daß niemand ausgeschlossen wird. 

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Sippengewissen

Das Sippengewissen ist so etwas wie das kollektive Gedächtnis einer Familie, das dafür sorgt, daß jeder seinen Platz bekommt und geachtet ist. Ausgeschlossene Personen werden von Nachkommen vertreten. 

Dafür ein Beispiel: Wenn der Großvater im Zweiten Weltkrieg bei der SS war und für den Tod und das Leid vieler Menschen verantwortlich, dann kann es sein, daß seine Taten in der Familie totgeschwiegen werden. Das Sippengewissen regelt nun, daß seine Opfer jetzt zum System der Familie dazu gehören und nicht ausgeklammert werden dürfen. Es nimmt einen oder mehrere der Nachkommen, meist aus der Enkel- oder Urenkelgeneration, in den Dienst und läßt diese durch (unbewußte) Identifikation mit den Opfern oder mit dem Täter in ihrem Leben scheitern. Wenn ein Nachkomme mit beiden, mit Opfern und Täter identifiziert ist, entstehen Krankheiten wie Psychosen, bspw. Schizophrenie. Dabei trägt dieser Nachkomme beide Energien in sich, Opfer- und Täterenergie. 

Nachfolge

Aufstellung / Familienaufstellung

Zugehörigkeit

Morphogenetisches Feld

Dreierlei Gewissen

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Erwachte Perspektive

Wir sind es üblicherweise gewohnt, Situationen aus unserer individuellen Perspektive heraus zu betrachten und zu beurteilen. So lernen wir es schon als Kinder: Hier bin ich, dort ist die Welt mit all den anderen Wesen. Vielleicht tun wir auch mal etwas für Andere, aber unsere Sichtweise bleibt insgesamt eher auf uns als Individuum konzentriert. „Ich“ tue dann etwas für Andere. 

Beim Familienstellen erfahren wir, wenn wir uns darauf einlassen, über die Zeit immer mehr Außenperspektiven; wir stehen als Stellvertreter für andere Menschen, fühlen deren Schicksale ganz unmittelbar. So erweitert sich unser Blick, wir schauen aus verschiedenen Blickwinkeln aufs Leben; können nach einer Weile im Frieden auf unsere Geschichte, unsere Eltern, unsere Familie und Sippe schauen. 

Die erwachte Perspektive geht noch über diese Sichtweise hinaus. Die eigene Geschichte wird eine unter vielen, die – und das ist wesentlich – von dem einen Geist bewegt werden. Der individuelle Egoismus schmilzt dahin, das Ego wird dünner und dünner. Wir schauen, wie Bert Hellinger es ausdrückte, ohne Absicht. Wir gehen mit dem Geist, der alles bewegt, stellen uns in den Dienst. 

Die erwachte Perspektive ist die Einsicht, daß nichts getrennt ist von diesem Geist, bewegt von ihm und nicht getrennt von ihm. Alles was getan wird, hat Folgen. Unrechtes Tun erzeugt Spaltung im eigenen Inneren, schadet nur einem selbst. Die Einsicht in die allgegenwärtige Wirkung dieses Geistes zwingt uns zu einem Handeln ohne Egoismus, bringt inneren Frieden, Gelassenheit, Einverständnis. Alles darf da sein, darf so sein wie es ist. Der Geist ist allem wohlwollend zugewandt. 

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Verstrickung

Verstrickung ist ein bildhafter Begriff. Wie verschiedene Fäden sich „verstricken“ und ineinander verfangen, so gibt es „Fäden“ aus der Vergangenheit unseres Familiensystems, unerledigte Situationen, ausgeklammerte Gefühle, die unser heutiges Leben immer noch beeinflussen.

Wir sind keine individuellen Einzelwesen, sondern treten von Anfang an in eine bestimmte Familiensituation ein, werden in eine Familie hinein geboren, in der schon viele Ereignisse stattgefunden und zum Ist-Zustand geführt haben. Oft sind in den Familien schwierige Themen ausgeklammert oder auch Personen ausgeblendet, deren Schicksal zu schmerzhaft oder schuldbeladen war. Diese ausgeklammerten Themen wirken aber im Unbewußten weiter; sie werden durch das sogenannte —> Sippengewissen aufrecht erhalten und an Nachkommen weiter gegeben.

In eine solche Situation wird ein Kind also hinein geboren und wird „in den Dienst genommen“, wie Bert Hellinger es ausdrückte. Das heißt, daß ein Nachkomme in einer Familie unbewußt bestimmte Aufgaben übernimmt und dadurch an Personen oder Situationen erinnert. Diese —> Nachfolge ist der Versuch, einen Ausgleich zu schaffen, der aber letztlich scheitern muß und dem Nachkommen Schwierigkeiten in seinem gegenwärtigen Leben bereitet.

In einer Aufstellung kommen diese Verstrickungen ans Licht, die —> Ordnung wird wieder hergestellt und die Verstrickungen verlieren dadurch ihre schlimme Wirkung. Vergangenes wird Vergangenheit, und übrig bleibt der eigene Lebensfaden – unverstrickt.

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